Ich erkunde und erforsche was ich schaue und was mich schaut
Angela Bernal hat mit ihrem Foto-Text-Tagebuch den Wettbewerb «Lichtblicke» des Fachverbandes für Kunsttherapie gewonnen. Das Fototagebuch, das während des ersten Corona Lockdowns entstanden ist, ist eine kreativ-schöpferische, natur-dialogische Auseinandersetzung und Einladung, mit dem Unerwarteten in Berührung zu kommen. Das Natur-Dialog-Magazin hat Angelas Arbeit im im März 2021 veröffentlicht und hat mit ihr nach dem Wettbewerbserfolg ein kurzes Interview geführt.
Sabina für das NDM: Herzliche Gratulation zu diesem schönen Preis! Was hat es bei dir ausgelöst, als du erfahren hast, dass du den Wettbewerb gewonnen hast?
Angela: Es hat mich gefreut, dass meine dialogisch-kreativen Auseinandersetzungen in der Natur in dem Projekt rübergekommen sind. Was mich besonders berührt, ist, dass ich andere Menschen durch mein Foto-Text-Tagebuch dazu anregen konnte, ihre persönlichen Naturräume zu erkunden und ihren Inspirationsquellen zu vertrauen.
Dieser Preis verstärkt meinen Wunsch, Menschen dabei zu unterstützen, in der Natur ihre Ressourcen zu aktivieren, Selbstwirksamkeit zu erleben, Halt und Orientierung zu finden und sich zugehörig fühlen zu können.
Führtest du dein Foto-Text-Tagebuch weiter nach dem Wettbewerb?
Im Moment sammle ich meine Erfahrungen in unregelmässigen Abständen. Aber die Art des Betrachtens, die sich bei der Arbeit an dem Tagebuch eingestellt hat, ist wie ein Teil von mir geworden. Es hat mein Unterwegs-Sein in Naturräumen geprägt.
Manchmal mache ich längere Zeit gar kein Bild. Dann wieder ergibt es sich, es passiert. Dafür braucht es eine gewisse innere Haltung und die Offenheit sich überraschen und ansprechen zu lassen.
Es sind meist unscheinbare und unerwartete Begegnungen, in denen ich meine Intuition und die in mir wohnende Schöpfungskraft spüre. Sie rufen in mir einen Hauch von Sehnsucht und Ewigkeit wach und bringen mich in Kontakt mit meiner Seele. Es sind für mich heilsame Begegnungen und persönliche Lichtblicke
Was bedeutet es für dich, mit einer Kamera in Naturräumen unterwegs zu sein? Ist ein Resonanzerleben durch die Linse möglich?
Ich benutze bei Spaziergängen nur mein Handy. Es ist leicht und immer dabei. Ich suche kein Fotomotiv. Wenn ich offen bin, kann es sein, dass ich gefunden werde von einem Motiv. Ich bewege mich in der Landschaft und übe mich in einer absichtslosen Haltung – im Sein im Hier und Jetzt. Ich erkunde und erforsche was ich schaue und was mich schaut, aussen wie innen. Es sind intuitive Erlebnisse mit der Natur, die mich innerlich bewegen, staunen lassen und zum Forschen herausfordern. Zuerst ist das Erleben, dann passiert das Einfangen durch die Linse. Die Worte dazu entstehen meist völlig spontan.
Das fokussierte Betrachten durch die Linse und das Festhalten in einem Bild ermöglichen mir, mich an diesen Moment zu erinnern und darin die heilsame Bewegung nachwirken zu lassen.
Angela Bernal, früher Sekundarlehrerin wirkt heute mit Ausbildungen in Kunsttherapie und Systemischer Naturtherapie.
www.angelabernal.ch
Fotos: Angela Bernal
Sabina Fischer ist Forscherin und Prozessbegleiterin. Sie hütet eine Pension für Frauen im Berner Oberland, altes Handwerk und Prozesse der Renaturierung des Weiblichen. Infos auf www.lachamoise.ch
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