Menschzeit – Erdzeit
nature&healing lädt am Samstag, 18. und Sonntag, 19. November 2023 wieder zu einem Forum an den Rosenhof im Appenzellerland. Diesmal bildet die Zeit der Menschen und der Erde den inhaltlichen Bogen. Eine gute Gelegenheit, auch einen Bogen über die schon 17 Jahre alte Tradition dieser besonderen Fachveranstaltungen zu spannen.
Das «Forum», in seinem lateinischen Ursprung „länglicher, viereckiger freier Raum“, passt nicht ganz zu jenen bunten und vielschichtigen Veranstaltungen, die nature&healing seit 2006 unter diesem Titel ausrichtet.
Cito: “Begonnen haben wir mit Fachtagungen; später wurden sie Werkstätten und dann Foren genannt. Wir haben externe Speaker eingeladen und reizvolle Themen gewählt. Es waren immer auch Experimente.”
Die spätere Wortdefinition von „Marktplatz, Versammlungsort“ kommt der Sache also vielleicht schon näher. Vom Alpstein über den Peloponnes, ins Maderanertal, an die Zürcher Stadionbrache, nach Oberösterreich und natürlich immer wieder an den Rosenhof führt diese Tradition. Und erfreut durch die Komposition zwischen Fachveranstaltung, Erfahrungsräumen und Genusskultur.
Habiba erzählt, dass die Foren oft auch in Kooperation ausgerichtet worden sind. Zum Beispiel das Waldforum(2010) und das Sommerforum (2012) gemeinsam mit dem APSYS Institut, an denen viele Psychotherapeut*innen die naturtherapeutische Arbeit ganz neu kennengelernt haben. Oder das Waldforum in Eberswalde (2011), in Kooperation mit Bettina Grote, das die Arbeit im Raum Berlin und Norddeutschland gestreut und eröffnet hat, das Alpforum auf der Golzern (2013) mit Christian Mulle. Oder konkrete Erinnerungspraxis wie beim Konzentrationslager Ravensbrück (2014) in Kooperation mit Djamila Raunitschka.
Habiba: “Und einmal war es in Griechenland eine Jubiläumsveranstaltung, die den Dank für über 30 Jahre geschütztes, unfallfreies Arbeiten im Zentrum hatte.”
Offenes Gefäss und gut gehüteter Raum
nature&healing Foren sind Kristallisationspunkte und Brutstätten für Neues. Sie erzählen in ihrem Verlauf auch über die Geschichte und Entwicklung jener Arbeitsweise, die wir heute Natur-Dialog-Ansatz nennen. Und, wer hätte es nicht schon längst erraten, auch dieser Begriff hatte seine Premiere an einem Forum. «Erde liebt» hiess es im August vor 4 Jahren, als Grundlagen des Modells vorgestellt und in sommerlichen Kreisen diskutiert wurden.
nature&healing Foren sind folgenreich. Sie sind Dorfplätze, auf denen Menschen von nah und fern zusammenkommen, von ihren Wegen und Abenteuern erzählen, neue Entdeckungen teilen, Ideen spinnen, einander hören, sehen, ermutigen. Manche reisen gemeinsam an, andere treffen sich dort zufällig nach Jahren wieder und andere lernen Raum, Thema, Menschen gerade kennen. Und so wurde aus jenem Sommerforum 2019 auch die Natur-Dialog-Bewegung geboren. Ein guter Teil der in diesem Verein Mitwirkenden hat irgendwann mal an so einem Forum Feuer gefangen. Vielleicht weil das schöne Kochen, gutes Essen und das Sein in besonderer Atmosphäre rund um ein Feuer eben auch zur Tradition gehört.
Während wir uns heute mehr und mehr in einer Welt finden, in der Terminkalender wilde und automatisierte Kapriolen schlagen und trotzdem keine Zeit bleibt, verkörpert der Rosenhof eine selten gewordene Grosszügigkeit. Manch eine und einer hat dort schon die Erfahrung gemacht, dass die Zeit stehen bleibt, oder sich alte und neue Zeiten in tiefe Erfahrung hinein verschränken. Eine Qualität, die wir gerne teilen, und die wir für natur-dialogische Arbeitsweisen als essentiell betrachten.
Als Team pflegen wir diese Qualitäten, auch wenn sie vielleicht gerade nicht Mode sind und obwohl wir uns manchmal sogar fragen, ob diese Art des In-der-Welt-Seins möglicherweise schon ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Eine Rundschau in aktuelle Publikationen und ökosystemischen Diskurs erzählt uns aber auch, dass Menschzeit und Erdzeit, dass zirkuläres Zeitempfinden und erdgewachsene Zeitgeister für viele Fragen unserer Zeit Bedeutsames mitsprechen können. Das sehen zum Glück nicht nur wir Forumsfans so, weshalb es uns auch für die Auflage 2023 gelungen ist, interessante Gesprächspartner an den Rosenhof einzuladen.
Konstanze: “Foren sind wie Inseln. Gelebte Essays. Besondere Orte, besondere Zeiträume. Aufbrechen, Tage als Reisende. Konzentriertes Eintauchen in ein Thema, manchmal vielleicht auch konzentriertes Abtauchen aus dem Alltag.”
In Zukunft werden die Foren möglicherweise Symposien heissen. Warum, wieso und wozu, das ist auch eine Geschichte wert. Von ihr wird man ab 18. November mehr erfahren, und auch darüber, was nature&healing sonst noch Neues zu erzählen hat. «Forumsgrössen oszillierten zwischen 12 – 60 Teilnehmer*innen und es waren immer die Richtigen dann da!» schreibt Habiba, und erinnert mich damit an meinen ersten Lehrsatz aus dem systemischen Denken. Alles, was ist, braucht es. Alles, was es braucht, ist da.
Liebes Forum 2023, schön, dass Du bald da bist.
Sinha Weninger ist Naturtherapeutin, Dozentin für Sozialpädagogik, Mutter und Teil des nature&healing Teams. Weitere Infos unter www.weninger.info
Fotos: Hans-Peter Hufenus, Astrid Habiba Kreszmeier
CC BY ND Verwendung zu nicht-kommerziellen Zwecken erlaubt, solange dies ohne Veränderungen und vollständig geschieht und der Urheber genannt wird.
sehr schöne Einladung, ich komme!